30 Jahre Mauerfall

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Am 9. November 1989 fiel die Berliner Mauer. Sie stand als Symbol nicht nur für die Teilung Deutschlands, sondern ganz Europas zur Zeit des Kalten Krieges. Ihr Ende ermöglichte eine politische Wende, die letztlich zu einem vereinten Europa führte.

Das Datum des Mauerfalls, der 9. November 1989, war eigentlich eine Überraschung. Mit einer Öffnung der damals bereits bankrotten DDR war zwar allgemein gerechnet worden, und in den Wochen und Monaten davor standen Massenproteste und Massenfluchten ostdeutscher Bürgerinnen und Bürger an der Tagesordnung. Zudem hatte in Russland, der damaligen Sowjetunion (UdSSR), unter Michail Gorbatschow ein politisches Tauwetter eingesetzt, das denkbar machte, was zuvor unmöglich schien. Dennoch überraschte das Datum des Mauerfalls letztlich alle. 

Wie es zum Mauerfall kam

Ostdeutschland liefen im Jahr 1989 die Bürgerinnen und Bürger davon. In Folge des Paneuropäischen Picknicks, einer Friedensdemonstration an der österreichisch-ungarischen Grenze im August 1989, stand die Grenze zwischen Österreich und Ungarn offen. Mit Anfang November war dann auch noch der Weg über die Tschechoslowakei in den Westen frei geworden. Der sogenannte „Eiserne Vorhang“, die stark bewachte Grenze zwischen Ost und West, war löchrig geworden. 

Die DDR-Führung sah sich deshalb gezwungen, neue Gesetze zur Reisefreiheit zu verabschieden. Dass es letztlich am 9. November zur Öffnung der Berliner Mauer kam, war jedoch ein Kommunikationsfehler. Bei einer Pressekonferenz hatte ein Mitglied der DDR-Führung – versehentlich – den Beginn der Reisefreiheit für DDR-Bürgerinnen und -Bürger mit sofortiger Wirkung verkündet. Als dies die Medien meldeten, machten sich tausende Einwohnerinnen und Einwohner Ost- und Westberlins zur Berliner Mauer auf. Die überraschten Wachsoldaten an den Grenzübergängen mussten sukzessive dem Druck der aufgebrachten Menge stattgeben. Um Mitternacht, in der Nacht vom 9. auf den 10. November, standen schließlich alle Grenzübergänge zwischen Ost- und Westberlin offen. 

Eine blutige Geschichte

Die Berliner Mauer war, solange sie bestand, immer mehr gewesen als ein Bauwerk, das den Osten und den Westen Berlins voneinander trennte. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion war sie Anfang der 1960er Jahre errichtet worden, um zu verhindern, dass die Einwohnerinnen und Einwohner Ostberlins in den Westen flüchteten. 

Ostberlin gehörte damals zur DDR, der Deutschen Demokratischen Republik, die wiederum unter russischem Einfluss stand. Im Kalten Krieg standen sich die Supermächte USA und Sowjetunion (UdSSR) mit ihren Einflusszonen, dem Ostblock und den Weststaaten, auch in Europa gegenüber und bedrohten einander mit ihrem riesigen Waffenarsenal. Die Berliner Mauer war Ausdruck dieser Bedrohung, ein Symbol des Kalten Krieges. Sie war eine stark befestigte Grenzanlage, die nicht nur Ostberlin von Westberlin trennte, sondern auch den Westen der Stadt vom Umland, das zur DDR gehörte. Die Soldaten der DDR, welche die Mauer bewachten, hatten strikten Schießbefehl, sollten Menschen versuchen, das Bollwerk zu überwinden. Bei einigen Fluchtversuchen gab es unzählige Todesopfer, ihre genaue Zahl ist bis heute nicht bekannt. 

Mauerbau und Mauerfall aus österreichischer Perspektive

Die Geschichte der Berliner Mauer hat auch Bezüge zu Österreich. Kurz bevor die Mauer errichtet wurde, fand in Wien am 3. und 4. Juni 1961 ein Gipfeltreffen zwischen Nikita Chruschtschow, dem sowjetischen Regierungschef, und US-Präsident John F. Kennedy statt. Die Idee, für diesen Gipfel in Wien soll der damalige österreichische Außenminister Bruno Kreisky gehabt haben. Im Zentrum der Gespräche stand unter anderem der Ost-West-Konflikt. Es wurde jedoch keine Lösung gefunden, ganz im Gegenteil: Am 13. August 1961 begann der Bau der Berliner Mauer.

1989 sollte dann das Jahr sein, in dem die Teilung zwischen Ost- und Westeuropa endlich ihr Ende fand. Es begann in Österreich, besser gesagt an der österreichisch-ungarischen Grenze: Am 27. Juni 1989 trafen sich dort der damalige österreichische Außenminister Alois Mock und sein ungarischer Amtskollege Gyula Horn und durchtrennten symbolisch den der Grenze vorgelagerten Signalzaun. Die gesamte Grenzüberwachungsanlage wurde damals abgebaut, weil Ungarn sich den Betrieb nicht mehr leisten konnte. Allerdings verstärkte Ungarn zunächst noch die Bewachung seiner Westgrenze. 

Es folgte jedoch wenige Monate später ein Meilenstein für den Anfang vom Ende der Berliner Mauer: das Paneuropäische Picknick an der österreichisch-ungarischen Grenze. Diese Friedensdemonstration am 19. August 1989 öffnete für drei Stunden mit Zustimmung ungarischer und österreichischer Behörden die Grenze zwischen den beiden Ländern. Hunderte Ostdeutsche nutzten dies für eine Flucht in den Westen, was die größte Fluchtbewegung aus der DDR seit dem Bau der Berliner Mauer war. Dies zwang die ostdeutsche Führung letztlich neue Reisegesetze zu erlassen, in Folge derer es zum Fall der Mauer Anfang November des gleichen Jahres kam.