Verhalten bei radiologischen Notfällen

Werden radioaktive Stoffe freigesetzt, können sie beim Menschen zu einer erhöhten Strahlenbelastung führen. Mit der Höhe der Strahlenbelastung steigt die Wahrscheinlichkeit, im Laufe des Lebens an Krebs zu erkranken. Die durch die Behörden ergriffenen Schutzmaßnahmen und entsprechendes Verhalten der Bevölkerung dienen dazu, die Strahlenbelastung zu minimieren. Die Strahlenkrankheit nach einem KKW-Unfall ist für Österreich auszuschließen.

In der folgenden Aufzählung sind die wichtigsten Verhaltensmaßnahmen bei radiologischen Notfällen in Österreich zu finden – beispielsweise aufgrund eines schweren Unfalls in einem grenznahen Kernkraftwerk.

Je nachdem, wie stark Österreich oder Regionen Österreichs betroffen sind, werden notwendige Schutzmaßnahmen von den zuständigen Behörden über ORF (Radio, Fernsehen und online) und die Website notfallschutz.gv.at (→ BMLUK) verlautbart.

Vor dem Durchzug der radioaktiv kontaminierten Luftmassen

  • Sich über ORF (Radio, Fernsehen und online), die Website notfallschutz.gv.at (→ BMLUK) und weitere offizielle Medien informieren und die Anweisungen der Behörden beachten.

  • Nachbarinnen/Nachbarn verständigen und an Kinder, Hilfebedürftige und Personen mit eingeschränkten oder fehlenden Deutschkenntnissen denken.

  • Rechtzeitig vor Eintreffen der radioaktiv kontaminierten Luftmassen:

    • sich in Gebäuden aufhalten,

    • alle Fenster und Türen schließen und, wenn möglich, Lüftungen abschalten,

    • im Freien befindliche Haustiere und Gegenstände (Spielsachen, Wäsche etc.) ins Haus bringen.

  • In absehbar stärker betroffenen Bezirken in Österreich erfolgt eine Sirenen-Warnung durch einen dreiminütigen, gleichbleibenden Dauerton des Warn- und Alarmsystems. Zusätzlich wird über das Bevölkerungswarnsystem "AT-Alert" eine Warnmeldung direkt an die Mobiltelefone von Personen in diesen Bezirken gesendet. Beachten Sie die behördlichen Anweisungen über ORF (Radio, Fernsehen und online) zu folgenden Maßnahmen:

    • Kaliumiodid-Tabletten bereithalten bzw. besorgen (in Apotheken erhältlich). Noch nicht einnehmen – erst nach behördlicher Anweisung einnehmen.

    • Aufsuchen von und Aufenthalt in Gebäuden rechtzeitig vor Eintreffen der radioaktiv kontaminierten Luftmassen.

Kinder und Jugendliche sind im Vergleich zu Erwachsenen empfindlicher gegenüber Strahlung. Aus diesem Grund werden diese Maßnahmen bei Kindern, Jugendlichen und Schwangeren (zum Schutz des Ungeborenen) schon bei einer geringeren Strahlenbelastung gesetzt.

Während des Durchzugs der radioaktiv kontaminierten Luftmassen

  • Sich über ORF (Radio, Fernsehen und online), die Website notfallschutz.gv.at (→ BMLUK) und weitere offizielle Medien informieren und die Anweisungen der Behörden beachten.
  • Aufenthalt im Freien, wenn möglich, meiden oder kurz halten, um wenig mit den radioaktiven Stoffen in Kontakt zu kommen und die Strahlenbelastung gering zu halten.
  • Nach einem Aufenthalt im Freien: Schuhe und Überbekleidung vor dem Betreten der Wohnung ablegen und später durch Abbrausen oder feuchtes Abwischen vom radioaktiven Staub reinigen. Hände waschen und gründlich duschen.
  • Fenster und Türen geschlossen halten und, wenn möglich, Lüftungen abgeschaltet lassen.
  • Kein frisches Obst oder Freilandgemüse aus dem Garten ernten.
  • Wenn möglich, kein Sammeln von Regenwasser. Das Wasser aus der öffentlichen Wasserversorgung ist unbedenklich. Bei Trinkwasser aus Brunnen, Zisternen und Wasserspeichergefäßen kann es regionale Einschränkungen geben (rechtzeitige Abdeckung bzw. Unterbindung des Zulaufs erforderlich).
  • In stärker betroffenen Bezirken in Österreich erfolgt ein Alarm durch einen einminütigen, an- und abschwellenden Ton des Warn- und Alarmsystems (Sirenen). Zusätzlich wird über das System "AT-Alert" eine Warnmeldung direkt an die Mobiltelefone von Personen in den betroffenen Bezirken gesendet. Beachten Sie die behördlichen Anweisungen über ORF (Radio, Fernsehen und online) zu folgenden Maßnahmen:
    • Kaliumiodid-Tabletten (in Apotheken erhältlich) nur nach behördlicher Anweisung einnehmen. Beachten Sie die Anweisungen für die verschiedenen Altersgruppen. Die Dosierung und sonstige Einnahmeinformationen sind der Gebrauchsinformation zu entnehmen. Personen ab 40 Jahren wird von der Einnahme von Kaliumiodid-Tabletten abgeraten, da das Risiko, Schilddrüsenkrebs zu entwickeln, sehr gering ist und etwaige Nebenwirkungen dominieren.
    • Umgehendes Aufsuchen und Aufenthalt in Gebäuden bis zur Entwarnung und Anweisung der Behörden. Ein Aufenthalt möglichst weit im Inneren des Gebäudes, fern von Fenstern, bietet den besten Schutz vor Strahlung während des Durchzugs der radioaktiv kontaminierten Luftmassen.

Nach dem Durchzug der radioaktiv kontaminierten Luftmassen

  • Sich über ORF (Radio, Fernsehen und online), die Website notfallschutz.gv.at (→ BMLUK) und weitere offizielle Medien laufend informieren und die Anweisungen der Behörden beachten:
    • Über ORF (Radio, Fernsehen und online) wird bekannt gegeben, wann die radioaktiv kontaminierten Luftmassen aus Österreich abgezogen sind.
    • Zusätzlich wird im Bedarfsfall ein Callcenter aktiviert, dessen Telefonnummern über Radio, Fernsehen und die Website notfallschutz.gv.at (→ BMLUK) bekanntgegeben werden.
  • Nachbarn verständigen. Denken Sie an Kinder, Hilfebedürftige und Personen mit eingeschränkten oder fehlenden Deutschkenntnissen.
  • Verhaltensmaßnahmen, um den Kontakt mit radioaktiven Stoffen und die Strahlenbelastung möglichst gering zu halten:
    • Kleidungsstücke und Schuhe vor dem Betreten der Wohnung ausziehen. Die Kleidungsstücke können in der Waschmaschine gereinigt werden.
    • Fußböden und Einrichtungsgegenstände feucht reinigen. Fenster und Fensterbänke waschen, Teppiche nicht klopfen, sondern absaugen oder nass reinigen.
    • Gründlich duschen sowie Haare und Hände öfters waschen bzw. nach Aufenthalt im Freien waschen.
    • Haustiere nach Aufenthalt im Freien reinigen.
    • Kinderspielzeug und private Spielplätze im Freien reinigen: Abspritzen der Spielgeräte, Austausch des Sandes von Sandkästen, gegebenenfalls Austausch des Rindenmulchs.
    • Bei allen Reinigungsarten Staubaufwirbelung vermeiden.
  • Kein frisches Obst und Gemüse aus dem Garten essen (Anweisungen der Behörden zum Konsum von Lebensmitteln beachten).
  • In den stärker betroffenen Regionen in Österreich erfolgt nach Abzug der radioaktiv kontaminierten Luftmassen eine Entwarnung durch einen einminütigen, gleichbleibenden Dauerton des Warn- und Alarmsystems (Sirenen). Zusätzlich wird über das System "AT-Alert" eine Entwarnung per SMS direkt an die Mobiltelefone der betroffenen Personen gesendet. Beachten Sie die behördlichen Anweisungen über ORF (Radio, Fernsehen und online) zu weiteren Verhaltensmaßnahmen.

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Letzte Aktualisierung: 22. April 2025
Für den Inhalt verantwortlich:
  • Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Klima- und Umweltschutz, Regionen und Wasserwirtschaft
  • Bundesministerium für Inneres